Ibanez Les Paul Recording Bass
Da gab es von Helmut Lemme dieses Elektro-Gitarren-Buch, das war Anfang der 80er meine Bibel. Der schrob so ziemlich alles, was man über das Thema wissen musste, besonders ausführlich behandelte er in diesem ersten Band die Elektronik der E-Gitarre (gab es jemals einen zweiten Band?). Darüber hinaus vervollständigten ein paar schlichte Bilder das inhaltlich umfassende Werk. Unter anderem war mir noch ein Bild von Lester Paulfuss mit seiner „Recording“ und ein weiteres Foto von einem Les Paul Triumph Bass in Erinnerung. Das Besondere an diesen Instrumenten waren die niederohmigen Tonabnehmer und die aufwändige Schaltung.
Ibanez hat sich in den 70ern diese Gibson-Recording-Linie zur Brust genommen und sogar den Triumph-Bass kopiert, und exakt so einer spazierte neulich bei mir zur Türe herein. Selten!
Der Besitzer hat ihn von seinem Vater, und jetzt soll das Dingens aber mal funktionieren. Da hatten sich schon ein paar Kollegen an der Elektronik versucht, aber niemals gab sie ein vernünftiges Signal an den Amp weiter. Die „Logik“ der Schaltung ist aber auch nicht einfach zu durchschauen, Out-of-Phase, ein Slide-Schalter der verschiedene Schalt-Mimiken zulässt, Bass- und Höhen-Potis… Nach dem Auseinanderbau der Pickups zeigte sich zum einen, daß es sich um gestackte Typen handelt, und zum anderen daß beide Tonabnehmer keinen Durchgang hatten, nix, also niente, nicht einmal niederohmig.
Der Kunde stimmte einem „Rewind“ zu, also die Spulen der Pickups neu wickeln lassen. Meine Wahl fiel auf David Barfuss, denn da kann man mit vernünftigen Lieferzeiten und Preisen rechnen, schließlich geht es um 4 Spulen! Nachdem er sie erhalten hat, meldete er sich mit den Worten: „Ich kann keine reellen Werte feststellen, werde den alten Draht abwickeln und dementsprechend die Neuwicklung gestalten.“ Danke, der Profi halt!
Derweil machte ich mich über das restliche Instrument her, aber da war nur ein normaler Kundendienst nötig, alles super gepflegt und funktionstüchtig. Übrigens hat dieser Bass einen Hollowbody und eine 770mm-Mensur. Als das Tonabnehmer-Paket ankam, war der Einbau auch schnell erledigt und der alte Japaner wurde neugierig an den Verstärker angeklemmt. Toller Sound, gaaanz offen und gar nicht muffig… meine Herren, der David weiß einfach, wie man gute Pickups wickelt. Nur dieses elende Gebrumme! Wieder das Schätzeisen herausgeholt… aha, da ist ja gar keine Verbindung von den Poti-Kappen zum Stegbolzen, obwohl da offensichtlich ein fettes Kabel hinführt! Bolzen-Lager gezogen und Kabel erneuert, dann war Ruhe im Karton und ich konnte nebengeräuschfrei den superben Klang eines Lawsuit-Japaners genießen… Hallo, aufwachen Herr Hampl, jetzt wieder weiterarbeiten, da warten noch ein paar Schätzchen…