Gretsch Duo Jet 1964
Hier gings um einen Umbau auf "Malcolm" (ja richtig, DER Rhythmus-Gitarrist von AC/DC).
So unscheinbar das Bürschlein da im Hintergrund mit den dünnen Beinen wippte, so wichtig war er für die Weltkarriere der Band. Er und sein Bruder Angus haben alle Riffs geschrieben, und Malcolm spielte sie so markant, dass er sogar mal zum besten Rhythmus-Gitarristen der Welt gewählt wurde. Sein Werkzeug: eine 63er Gretsch Duo Jet, die im Laufe ihres Gitarren-Lebens einige Veränderungen über sich ergehen lassen musste.
Die Unterschiede von Malcolms Jet zu einer originalen Gretsch Duo Jet sind folgende: die Decke wurde gestrippt, es wurde ein mittlerer Pickup eingefräst mit einem zusätzlichen Schalter, zu guter letzt wurden dann alle elektrischen Komponenten wieder entfernt außer dem Steg-Pickup, Volume-Poti und Buchse. So steht sie nun da, ein klappriges Gerippe, jedoch mit 12er Saiten bespannt... ziemlich ungewöhnlich.
Das Ausgangsprodukt ist hier eine 64er Duo-Jet, bei der man meinen möchte, sie wäre doch viel zu wertvoll für so eine Metzgerei, ist ja schließlich teuer Vintage hier! Gemach, gemach... vorliegendes Instrument hat schon mal ein Refinish erfahren, was ja zur glatten Halbierung des Handelspreises führt, außerdem ist sie elektrisch ein wenig träge in der Ansprache, was sage ich... auffällig lasch! Schrumm, schrumm, ohne Herz und Leben, irgendetwas stimmt da nicht.
Dann: Kopfplattenbruch, nicht schön repariert, die Brücke ist die Falsche und an der Elektrik wurde komisch herumgelötet. Da gibts also schon ordentlich Abzug in Sachen Wertigkeit, Kameraden!
Ein gut gemachter Umbau auf eine ordentliche Tribute-Gitarre ist also nicht nur vertretbar, sondern direkt sinnvoll.
Makeover heißt das in Neu-Vintage-Deutsch.
Also ran an den Speck, heraus mit der Elektrik und alles Überflüssige in Schachteln und Tüten verpackt und zur Seite gelegt.
Nachdem alle Innereien aus dem hohlen Korpus gezogen wurden, überlege ich erst mal, wie Malcolm damals vorgegangen sein musste. Also zuerst die Fräsung für den Humbucker getätigt... was heißt "Fräsung"... der Bastler, der damals herumoperiert hatte, war sicher nicht mit einer Fräse zugange, ich vermute, er war eher mit einem Küchenmesser oder Laubsägeblatt bewaffnet. Wenn er gewusst hätte, wie berühmt diese Gitarre noch werden sollte, hätte er sich vielleicht ein bisschen mehr Mühe gegeben.
Dann den Lack abgezogen, dabei entdecke ich unter dem Hals-Ende rote Farbe. Ob das ursprünglich eine Firebird war, so wie Malcolms? Den Gedanken verwerfe ich aber, denn die Firebirds hatten eigentlich immer eine rote Beschichtung, wie das bei den Schlagzeugen der Fall war, und davon sehe ich hier nichts. Also weiter: den Halsbruch retuschiert und dann die Decke klarlackiert. Es gibt ein paar dunkle Stellen an Malcolms Beast, die mussten auch mit hinein-geaged werden.
Ich spendierte noch neue Bünde und alte Grover-Mechaniken, denn davon war auch Malcolm überzeugt.
Am schönsten ist immer der Zusammenbau, das ist wie Legospielen. Von der Elektrik verwende ich nichts außer einen der beiden Filtertrons. Dabei bemerke ich den Übeltäter für die ehemals lasche Tonwandlung: das Volume-Poti wurde einst gegen ein 10k Poti gewechselt, das schluckt natürlich das Wichtigste weg.
Das Volume-Poti und die Buchse werden ersetzt, die restlichen Löcher mit Fake-Potis und Schloßschrauben verschlossen, wie sich´s gehört. Als Brücke verwende ich eine MOJO Spacer-Bridge, es gibt nichts, was authentischer wäre... das Tremolo wird im stillgelegten Zustand wieder eingebaut, dient also hier nur als Saitenhalter.
Das spannende Saitenaufziehen und Einstellen will Zeit und Muse haben, also Geduld. Aber dann.... Zäng!
Wer einmal eine Duo-Jet aus den 60ern gespielt hat, weiß wie das klingen muss. Ein kleine Hollow-Body, perkussiv und schwach im Sustain, aber ungeheuer laut und charmant, in diesem Fall sogar noch lauter, die 3. Pickup-Öffnung dient hier als zusätzliches Schalloch. Am crunchigen Amp ist das trocken und klar, die Riffs wollen von ganz alleine nach vorne, man kann nicht aufhören...